Der Westen verliere seine Dominanz

Berliner Zeitung:

Der größte Verlierer des Konflikts sei schließlich die Ukraine, gefolgt von Russland und Europa. Es sprach für Vučićs politisches Geschick, dass er die Nutznießer des Konfliktes unbenannt ließ.

Was wir erlebten, sei der Versuch einer globalen Neuordnung von Kräften und Einflusszonen. Der Westen verliere seine Dominanz, in dieses Vakuum stießen zukunftsfähige Staaten aus Afrika oder Asien sowie große, historische Mächte wie China und Russland. Die „überbordende“ Sanktionspolitik des Westens als weiterer Ausdruck der Auseinandersetzung um Einflusszonen produziert aus Sicht des serbischen Präsidenten mehr Verlierer als Gewinner. Die EU habe bis zum Sommer insgesamt 14 Sanktionspakete gegen Russland verhängt, deren Wirkung aus ökonomischer Sicht fragwürdig sei. Man schaue nur auf die deutsche Automobil­industrie, „die ihre Märkte in Russland und China verloren hat, was sich auch auf Serbien mit seiner etablierten Zulieferindustrie negativ auswirkt“. Notwendig sei vielmehr eine „Adjustage von Werten und Prinzipien, die weltweit Gültigkeit erlangen und von allen Nationen zu beachten sind“.

Ω Ω Ω

Vučić berichtete auch von seinem Gespräch mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj wenige Wochen zuvor in Budapest. Der habe die Perspektive eines möglichen, lebensschonenden Waffenstillstands mit den Worten kommentiert: „Das ist nicht in unserem Interesse.“ Für die kommenden Wochen sehe Vučić gerade aufgrund der Unwilligkeit der Verantwortlichen aller Konfliktparteien ein erhöhtes Eskalationspotential – unter Einschluss der nuklearen Option.

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